Afritsch, Anton

8.12.1873, Klagenfurt – 7.7.1924, Graz

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In Graz wachsen mehrere Tausend Kinder heran, ohne das Notwendigste für ihren Lebensweg mitzubekommen. Sie sind Kinder der Straße, auf der Straße groß geworden und die Straße ist ihr Heim geblieben. Ihre Eltern sind schon froh, wenn sie die primitivsten leiblichen Bedürfnisse der Kinder befriedigen können. Mehr ist meistens nicht möglich. Die Zukunft dieser Kinder ist mehr als düster. Die Straße verlassen sie nur dann, wenn sie in Spelunken gehen. Im jugendlichen Alter unterliegen sie der kleinsten Versuchung, Arreststrafen werden zu Kerkerstrafen. 

Als Sohn einer Fabrikarbeiterin geboren, erlernte Anton Afritsch zunächst den Tischlerberuf. Nach seiner Übersiedlung nach Graz fand er den Kontakt zur Sozialdemokratie und wurde Redakteur der Parteizeitung "Arbeiterwillen". Seine Liebe zu Kindern brachte ihn auf die Idee, eine proletarische Organisation zur Betreuung von Kindern zu gründen.

Am 26. Februar 1908 fand die offizielle Gründungsversammlung des Arbeitervereins Kinderfreunde in Graz statt; 72 Mitglieder nahmen an dieser Versammlung teil. Binnen weniger Jahre breitete sich die von Anton Afritsch initiierte Organisation über ganz Österreich aus. Afritsch wurde nach dem Ersten Weltkrieg Stadtrat in Graz und zweiter Reichsobmann der Kinderfreunde. Sein Sohn Josef Afritsch war von 1945 bis 1959 Stadtrat in Wien und von 1959 bis 1963 Innenminister.

Das Anton Afritsch Kinderdorf in der Nähe von Graz und die Afritschgasse im 22. Wiener Gemeindebezirk (seit 1927) wurden nach dem Begründer der Kinderfreundeorganisation benannt. 

Literatur: Anton Afritsch jr., Der Kinderfreund Anton Afritsch, 1958.